Gendersprache: Was sie ist, ihre Ziele und warum sie scheitern muss.

Gendersprache - Was ist Gendersprache überhaupt?

Definition: Die sogenannte Gendersprache zielt auf einen Sprachgebrauch, der die geschlechtsspezifische Verwendung von personenbezeichnenden Begriffen vorsieht.

Verstehe jetzt mit 3 klärenden Warum-Fragen, dass die Gendersprache scheitern muss:

1. Warum die Gendersprache mehr Gleichheit unter den Geschlechtern verspricht.

Im landläufigen Sprachgebrauch ist beispielsweise eine Bäckerin eine weibliche, ein Bäcker hingegen eine männliche Person. Die Intention des Genderns ist es, jedwede Geschlechtsidentitäten beim Sprechen zu berücksichtigen. So kann anstelle von Schülern (generisches Maskulinum) gezielter von Schülerinnen und Schülern oder, um die geschlechtliche Vielfalt miteinzubeziehen, von SchülerInnen, Schüler*innen, Schüler:innen oder Schüler_innen „gesprochen“ und geschrieben werden.

Die Genderbefürworter glauben, auf diese Weise Sexismen in unserer Gesellschaft und Kultur überwinden zu können: werde von Genderbefürworter*innen oder etwa vom Beruf des/der Astronaut*in gesprochen, berücksichtige das auch nicht-männliche Menschen, während dies bei der Rede vom Astronauten nicht der Fall sei. Die Hoffnung ist, dass bestimmte, durch die Unterlassung der gendergerechten Sprache nur den Männern zugeschriebene Berufe nun auch allen Personen mit anderen Geschlechtsidentitäten zugänglich(er) werden, stünden doch mit der gegenderten Berufsbezeichnung nicht mehr allein die Männer im Fokus. Damit könnten für alle Menschen günstige Bedingungen geschaffen werden, unabhängig von ihrem Geschlecht die gesellschaftlichen Möglichkeiten und Chancen diskriminierungsfrei(er) wahrzunehmen.

Gendergerechtes Sprechen und Schreiben würde so die Karriereaussichten und die Verdienstmöglichkeiten insbesondere nicht-männlicher Menschen positiv beeinflussen. Außerdem könne es einen erheblichen Einfluss auf das Selbstwertgefühl, das Identitätsgefühl und das Gefühl der bedingungslosen Akzeptanz einer Person haben. Mit anderen Worten: Von der Verwendung der gendergerechten Sprache verspricht sich der/die Genderbefürworter*in mehr Gleichheit unter den Geschlechtern auf gesellschaftlicher und politischer Ebene.

2. Warum die gendergerechte Sprache ein Mittel und kein Zweck ist.

Das Mittel zum Zweck des Schreibens ist beispielsweise der Stift. Der Zweck des Schreibens erfüllt wiederum das Bedürfnis, Inhalte zu vermitteln. Das vermag das Mittel, sprich der Stift, nicht wirklich, er ermöglicht (lediglich) das Schreiben. Damit liegt das Mittel zum Zweck des Schreibens im Stift, nicht aber die Wirkung, die vom geschriebenen Inhalt (dem Zweck) ausgeht (wenngleich der Stift den Inhalt ermöglicht hat). Analog ist – zumindest im Glauben der Genderbefürworter*innen – die Verwendung der gendergerechten Sprache das Mittel zum Zweck der gesellschaftlichen Gleichstellung der Geschlechter und der Überwindung des politischen Patriarchats.

Und wie der Stift ein Hilfsmittel für das Schreiben ist, hilft das Gendern seinen Befürworter*innen, die geschlechtsbezogene Sprache so umfänglich wie prägnant zu benutzen, wie es, ihrer Ansicht nach, bei der Rede von Genderbefürwortern nicht möglich sei. Das Gendern ist also ein Mittel, das sich dadurch auszeichnet, die Verwirklichung seines Zwecks zu erleichtern (ganz wie die Verwendung eines Stifts den Zweck des Schreibens). Was aber, so muss zu fragen erlaubt sein, ist also die Wirkung, die vom gesprochenen Inhalt der Gendersprache zum Zweck der geschlechtlichen Gleichstellung aller Menschen ausgeht. Kannst du mit der Gendersprache erreichen, was du mit ihr zu erreichen beabsichtigst? Wenn dem nicht so ist, dann sollte hier der Zweck das Mittel nicht heiligen.

3. Warum der geschlechtsbezogene Sprachgebrauch und die Gendersprache nicht dasselbe sind.

Wenn wir einen Stift zum Schreiben benutzen, dann glauben wir daran, dass wir mit ihm Texte verfassen können. Texte jedoch können unterschiedlich niedergeschrieben werden. Ein Stift eignet sich zum Verfassen eines handschriftlichen Textes, eine Tastatur zum Verfassen eines maschinellen Textes. Es ist also stets zu prüfen, ob das Mittel dem Zweck dienlich ist, ohne dass – und das ist entscheidend – der Zweck dadurch ein anderer wird. Nicht anders verhält es sich bei den Mitteln des geschlechtsbezogenen und des gendergerechten Sprachgebrauchs.

Im landläufigen Sprachgebrauch wird mit Bäcker eine männliche und mit Bäckerin eine weibliche Person bezeichnet; dieser Sprachgebrauch ist also ein geschlechtsbezogener. Unter Voraussetzung dieser Annahme nun glauben die Genderbefürworter*innen, dass die gendergerechte Sprache zweckdienlicher zur Erreichung ihrer Ziele sei – ganz so, wie die Tastatur zum Schreiben eines umfangreichen Werkes geeigneter ist als ein Stift.

Aus ihrer Sicht wird mit dem Gendern als Mittel nicht nur der Geschlechtsbezug, sondern auch die umfangreiche geschlechtliche Vielfalt, die heute gemeinhin propagiert wird, einfach und prägnant abgebildet und kann damit in ihrer Gesamtheit berücksichtigt werden. Gelten der geschlechtsbezogene Sprachgebrauch und die gendergerechte Sprache nun als geeignete Mittel zu dem genannten Zweck, setzt dies den Glauben voraus, dass die grammatikalischen Geschlechter personenbezeichnender Begriffe mit dem biologischen Geschlecht oder der gewählten Geschlechtsidentität zusammenhängen. In der Sprachwissenschaft wird dieser (vermeintliche) Zusammenhang unter der Bezeichnung Genus-Sexus-Prinzip verhandelt.

Fazit zur These, warum die Gendersprache scheitern wird.

Gemeinhin gilt es als Binsenweisheit, dass Probleme an ihrer Wurzel gepackt werden müssen, wenn ihnen tatsächlich der Garaus gemacht werden soll. Die Mittel zu ihrer Bekämpfung dürfen daher nicht selbst ein Teil des Problems sein. Der geschlechtsbezogene Sprachgebrauch sowie die darauf abhebende Gendersprache als Mittel, um geschlechtliche Gleichheit zu schaffen und das Patriarchat zu bekämpfen, ist jedoch selbst sexistisch.

So wird mit den personenbezeichnenden Begriffen prinzipiell ein Zusammenhang zwischen dem grammatischen Genus der Begriffe und dem biologischen Sexus von Personen unterstellt. Die Sprache als solche wird also sexuell begriffen. Das ist der Nährboden struktureller Ismen in unserer Gesellschaft, Politik und Kultur, der in der Verteidigung des Zusammenhangs von Sprache und Welt zur Bekämpfung des selbst heraufbeschworenen Ungemachs blindlings gehegt und gepflegt wird.

Die Diskussion um das Pro und Contra des Genderns halten nun leider viele für überflüssig. Es heißt, dass es wichtigere und drängendere Probleme gebe, mit denen wir uns auseinandersetzen müssten. Der Schlüssel zur Lösung jener Probleme liegt jedoch im Wissen und Verständnis darum, warum die Gendersprache zum Scheitern verurteilt ist. Denn dann verstehst du auch, dass der Versuch, mit der gendergerechten Sprache Gleichheit unter den Geschlechtern herzustellen, nur die Symptombehandlung unserer sexistischen Gesellschaft und Kultur ist. Du solltest aber an die Wurzeln des Sexismus gehen, um ihm den Garaus machen zu können!

Erfahre, wie dieser blinde Fleck ausgeleuchtet werden kann. Habe den Mut, den es braucht, sich den Herausforderungen unserer Zeit tatsächlich zu stellen, anstelle lediglich über sie zu reden – ohne dabei zu bemerken, dass die vorhandenen Probleme damit geradewegs befeuert werden. Lerne die Wurzel des Sexismus kennen. Nur so bist du in der Lage, sie austrocknen zu lassen!

Die Gendersprache ist zum Scheitern verurteilt, weil…

mit ihr das Geschlecht und nicht der Mensch im Fokus steht. Es geht also darum, nicht hilflos strauchelnd geschlechtliche Gleichheit unter Mensch*innen herzustellen, sondern endlich Gleichheit unter Menschen! Andernfalls sehe ich die Gefahr, dass wir vor lauter Kleidern nur noch Leut*innen haben werden, die sich nicht mehr trauen, ohne Kleidung Mensch zu sein.

Oder anders in Analogie zur Redewendung, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen, gesprochen: Unsere Gesellschaft läuft Gefahr, den Sexismus vor lauter Geschlechtern nicht zu sehen!

Bonus: Lese jetzt zum Sexismus in der Gendersprache ein Interview.

Für viele Menschen sorgt das Gendern in der Sprache für Irritationen. Ulrich Thomas Wolfstädter ist nicht nur Naturist. Der Latein- und Philosophie-Lehrer versteht sich als denkender Mensch. Mit dem Buch „Krieg der Gendersterne“ hat er sich mit gendergerechter Sprache tiefgründig und inhaltlich anspruchsvoll beschäftigt. Christoph Müller hat den Austausch mit ihm gesucht.

Über den Interviewpartner

Christoph Müller
Jahrgang 1970, im Hauptberuf seit mehr als drei Jahrzehnten in der psychiatrischen Pflege tätig, im Nebenberuf langjährige redaktionelle und publizistische Tätigkeiten zu den Themen Pflege, Psychiatrie und Naturismus, Dozent in der Fortbildung von professionellen Pflegern.

Müller: „Krieg der Gendersterne“ heißt Dein aktuelles Buch. Dies klingt nach „Star Wars“. Geht es dabei um das Miteinander der Geschlechter? Oder wirfst Du einen Blick auf die gendergerechte Nutzung der Sprache?

Wolfstädter: Ja, Star Wars ist hier der Titelgeber! Und wie dort scheint auch im Diskurs um die gendergerechte Sprache der Rahmen vorgegeben zu sein: Das Gute kämpft gegen das Böse. Anders wie in Star Wars scheint allerdings im Kampf um die angemessene sprachliche Berücksichtigung aller Geschlechter nicht klar zu sein, wer die „Guten“ und wer die „Schlechten“ sind. Und, um deine Frage noch zu beantworten, worum es mir in meinem Buch geht, muss ich sagen, dass letztlich beides verfehlt ist. Es geht mir um das Miteinander von Menschen, in Unabhängigkeit ihrer genitalen Merkmale, und um die Nutzung der Sprache als solcher, in Unabhängigkeit ihrer sexifizierten Verwendung.

Müller: Was ist für Dich die Motivation gewesen, dieses Buch zu schreiben? Was ärgert Dich besonders im gesellschaftlichen Diskurs?

Wolfstädter: Das, was mich ärgert, ist zugleich meine Motivation, über das Wesen der gendergerechten Sprache aufzuklären. Unsere Gesellschaft ist so abgrundtief sexistisch, sodass niemandem mehr der Sexismus auffällt. Es gibt praktisch keinen Bereich mehr, wo das (zugeschriebene) Geschlecht keine Rolle spielt. Wir glauben, an unseren Genitalien die jeweilige Identität bestimmen – und dies dann auch sprachlich zum Ausdruck bringen zu müssen. Niemand stellt diesen Unsinn in Frage. Oder würde es bzw. hätte es etwa geholfen, den Rassismus zu überwinden, indem alle dunkelhäutigen Menschen mit einem Suffix am Wortende versehen werden, um durch diese sprachliche Maßnahme ihre gesellschaftliche und politische Gleichstellung zu erreichen und Rassismen abzubauen? Das wird wohl kaum jemand bejahen! Ich glaube daher, dass wir vielmehr lernen müssen, von vorneherein einfach den Menschen zu sehen und nicht erst unter Berücksichtigung seiner vermeintlich identitätsstiftenden Genitalien.

Müller: Im Alltag sind wir bemüht, gendergerecht zu sprechen und zu schreiben. Du dokumentierst, dass es keine wissenschaftliche Begründung dafür gibt. Warum sollen wir es möglicherweise trotzdem tun?

Wolfstädter: (lacht) Theoretisch deshalb, weil man glaubt, „Geschlechter“ in die Gleichberechtigung bringen zu müssen. Doch damit leidet das Bemühen um die Gleichberechtigung immer unter den Bedingungen divergenter Identitätszuschreibungen, die wunderbar mit Rollenbildern und Hierarchisierungen versehen werden können. Denn wenn wir Geschlechtsidentitäten haben und sie immer wieder sprachlich zum Ausdruck bringen, dann sedimentieren wir damit zugleich Rollenbilder und Stereotype, die wir eigentlich überwinden wollen. Das ehrenwerte Ziel, das mit der Genderlinguistik verfolgt wird, kolportiert sich also selbst. Das ist es, was auf gesellschaftlicher Ebene erkannt werden muss.

Müller: In der Sprache orientieren wir uns an dem Genus-Sexus-Prinzip. Was heißt dies eigentlich? Reicht es nicht, einfach tolerant zu leben und zu sprechen?

Wolfstädter: Das in der Sprachwissenschaft sogenannte Genus-Sexus-Prinzip geht der Frage nach, ob es zwischen dem grammatikalischen Geschlecht (Genus) und dem biologischen Geschlecht (Sexus) eine Verbindung gibt. Ich jedenfalls kann keine finden. Und genau deshalb: Es reicht eigentlich tolerant zu leben und zu sprechen, wie Du es zu bedenken gibst. Denn wenn es das Genus-Sexus-Prinzip nicht gibt bzw. es künstlich in unserer Kultur geschaffen wurde, und ja doch mehr Probleme aufwirft als gangbare Lösungswege aufzeigt, dann hält die Sprache bereits bereit, was wir im Grund alle Wollen: Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit. Aber nicht, weil Mann und Frau sowie alles dazwischen oder darüber hinaus dies sind, sondern weil sie alle Menschen sind.

Es würde daher uns alle dem Ziel der Gleichbehandlung und -stellung aller Menschen näherbringen, wenn wir uns auf das besinnen, was die Sprache vermag, sprich schlicht und ergreifend von Schülern, Einwohnern oder Bäckern zu sprechen. Denn damit sind selbst jene Menschen „mitgemeint“, die einen Penis haben!

Müller: Du betonst, dass die sprachfeministische Gegenwehr auf emotionaler Ebene und im Rahmen des kultürlich konditionierten und sozialisierten Sprachgebrauchs verständlich sein kann. Ist es möglich, einen Bogen zum Naturismus zu schlagen?

Wolfstädter: In meinen Büchern lege ich dar, dass die sprach­lich bemühte Sichtbarmachung der Geschlechtsidentitäten von der verschämten Ver­hüllung der Genitalien, wie sie in unserer Kultur und Gesellschaft vorherrscht, abhängt. Das heißt also, dass es die Genitalscham ist, die die gendergerechte Sprache bedingt. Das sage ich im Übrigen mit direktem Blick auf die Psychoanalytik Sigmund Freuds, weil die gesellschaftlich oktroyierte Genitalscham dafür sorgt, dass die Geschlechtsteile doch wieder einen Weg in die Sichtbarkeit finden. So geschieht dies derzeit verstärkt mithilfe der Schaffung von Geschlechtsidentitäten und des darauf abhebenden geschlechtsbezogenen Sprechens. Die Akzeptanz öffentlicher Nacktheit im Sinne des Naturismus auf gesellschaftlicher Ebene würde dem deutlich entgegenwirken, weil das Hauptaugenmerk nicht mehr auf dem unterdrückten Verborgenen läge und somit an Bedeutung verlöre, sondern auf der Akzeptanz des Menschen in Unabhängigkeit seines Geschlechts.

Müller: Inwieweit wäre es unter Naturist_innen aus Deiner Sicht spannend, eine Diskussion zur (gendergerechten) Sprache zu führen? Braucht es in einer schweren Zeit den Diskurs unter Naturist_innen, um am eigenen Selbstverständnis zu arbeiten?

Wolfstädter: Unbedingt! Und der Grund liegt in der gendersensiblen Formulierung Deiner Frage, die Du trotz meiner Ausführungen zu diesem Thema in dieser Art und Weise gestellt hast. Denn mir ist es völlig schleierhaft, weshalb ich ein_e Naturist_in sein muss, um die Welt zu retten. Das Bemühen und der Kampf um Freiheit und Toleranz kann doch nicht davon abhängen, dass mein Genital, das mir meine zugeschriebene Geschlechtsidentität verleiht, sprachlich zum Ausdruck gebracht wird. Wenn ich mich für die Werte der Freiheit und der Toleranz einsetzen möchte, dann muss ich das unter Vernachlässigung körperlicher Merkmale, die Menschen haben, tun, – wozu eben auch die primären Geschlechtsmerkmale zählen! Um den derzeit vorherrschenden Krisen begegnen zu können, reicht es meiner Ansicht nach also, ein Naturist zu sein. Mehr noch: Es ist nahezu die Voraussetzung dafür. Denn gerade die Freikörperkultur und der Naturismus macht uns als Menschen gleich, mitunter weil unterschiedliche Genitalien kein Grund für Scham oder Ausgrenzungen sind. Genau das ist es aber, was auf gesamtgesellschaftlicher Ebene eingeübt werden müsste.

Müller: Welche Impulse können wir von Dir noch erwarten, die Brücken von der Philosophie zum Naturismus schlagen? Arbeitest Du an einem weiteren Buch?

Wolfstädter: Nein, für die Theorie habe ich erst einmal genug getan. Jetzt möchte ich endlich Menschen erreichen, die ihrem Glauben nach mit Naturismus oder dem schlichten Nacktsein in der Öffentlichkeit nichts zu tun haben. Denn das Thema geht jeden etwas an, ganz so wie es für alle in der Gesellschaft wichtig ist, sich beispielsweise mit der Homosexualität auseinanderzusetzen, – auch dann, wenn man nicht homosexuell ist. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, das Nacktsein in der Natur in Form von philosophischen Nacktwanderungen ganz praktisch anzubieten. Wahrscheinlich mache ich auf diese Weise mehr Menschen für mit dieses wichtige Thema empfänglich als mit der Lektüre eines dicken philosophischen Schmökers (lacht).

Müller: Wahrscheinlich ist das wohl so! Ich danke dir herzlich für das Gespräch, lieber Ulrich.

Das Buch, um das es geht:

U. T. Wolfstädter (2021). Krieg der Gendersterne. Berlin: Frank & Timme.


Gastbeitrag: Eine Frage der sprachlichen Realität

Von Oliver Baer, Mitglied des Vorstandes im Verein Deutsche Sprache e.V.

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Die Volksinitiative in Hamburg droht den Genderbewegten mit Gegenwind. Da begibt sich Elisabeth Jessen im Hamburger Abendblatt auf glatten Boden, da sie, zunächst ganz richtig postuliert: „Sprache ist das, was sich durchsetzt, weil es ständig benutzt wird.“ Schön, dass das auch einmal aus der Reihe der Genderbefürworter zu hören ist: also nicht, weil es ständig gewünscht wird. Sodann: „Sprache bildet Realität ab.“ Auch das stimmt seit Jahrhunderten:  Sprache schafft keine Realität, sie spiegelt die Realität. Anschließend winkt Jessen mit dem Zaunpfahl: „Die Hälfte der Bevölkerung ist weiblich.“ Nun ja, aber die meisten Frauen lehnen das Gendern ab, (die Männer sowieso, diese bösen alten weißen homophoben Frauenfeinde). Man muss halt die Mehrheiten wahrnehmen können. Wo liegt da der Fehler?

Es gibt da eine Meinungsblase, und die darin versammelten Menschen sind sich einig, dass Gendern im Sinne der Frauensache unerlässlich sei, und offenbar geben ihnen alle seriösen Medien recht. Vielleicht sieht diese Meinungsblase nur, wer nicht dazugehört. Die Realität wird aber nicht geschaffen von denen in der Meinungsblase, sondern von der gesamten Sprachgemeinschaft, das sind ALLE im Lande, die Sprachgemeinschaft, das Sprachvolk – einschließlich der Einwanderer und Flüchtlinge. Sie alle bilden die Realität ab, aber das dauert, so lange müssen Frauen Gottseidank nicht warten. Bis dahin haben die Frauen längst für die Wirklichkeit gesorgt, die dann von der Sprache gespiegelt wird. Bis dahin wird es eine Bundeskanzlerin gegeben haben, auch zahlreiche Grundschullehrerinnen. Die nicht nur sichtbar geworden sind, und das ohne Gendern.

Es gilt nun mal der Erfahrungswert: Was das Sprachvolk (die von der Elite so herzlich verachtete breite Masse) mit der Sprache anstellt, macht diese in aller Regel nicht komplizierter, unhandlicher, sondern einfacher, effizienter. Am Ende siegt die kürzeste Lösung, die gerade noch hinlänglich genau beschreibt, was Sache ist. Das geschieht von alleine. Abwarten und Tee trinken, bis sich das Gendern von alleine erübrigt? Das wäre schön. Aber noch einmal Jessen, die da ein wundgerittenes Pferd besteigt: „Vor der Rechtschreibreform vor ein paar Jahren gab es einen mächtigen Aufstand. Der Lauf der Zeit hat ihn hinweggeschwemmt. Mit dem Gendern wird es ebenso sein.“ Da wären wir uns ja beinahe einig, aber die Rechtschreibreform war ein Desaster, und wir leben mit ihren Folgen: Die „Reform“ hat keinem geholfen, aber vielen geschadet – zumal den Schwachen in der Gesellschaft. Diese Folgen als „weggeschwemmt“ zu bezeichnen, ist eine kesse Auslegung der Realität. Nun richtet das Gendern bereits ähnlichen Schaden an. Deshalb ist es nicht an der Zeit, die Füße hochzulegen.


Gastbeitrag: feminae et viri – Was ist Gendern? Einmal anders beleuchtet

Der Verfasser möchte seine Gedanken mitteilen und anonym bleiben.

Feminae saepius quam viri rident flentque. Nam feminae affectiones demonstrant. Quod non significat viris nullas affectiones esse.

Multi homines potius persuasioni suae quam vitae propugnant.

Pervulgatio commendativa propagandaque semper efficaces sunt ad omnes homines, etiam ad intelligentes, tantum eorum nuntius satis saepe repetendus est.

Qusique homo, qui foras se offert, impugnabitur, nulla ratione habita, si bonus est an non.

Media et consumptores eorum res gestas magis bonas quam veras amant.

Determinationes, quae ad rem pertinent, in suffragiorum certaminibus periculosa sunt, quia opiniones electorum nimis diversae sunt. Si praesumimus cum proposito A quinquaginta centesimas electorum consentire et quinquaginta centesimas id opponere atque in casu propositi B res eodem modo se habere, exinde pars, qui eodem tempore de duobus propositis sententiam suam dicit, tantum viginti quinque centesimas suffragiorum affirmativorum sibi comparabit etc. 

Quisque cogitatio sectatores suos perfacile invenit, quia existit.

Etiamsi physici omnes naturae leges cognoscere possent, nihilominus scirent, qua de causa res ita se habet. (Nisi rationibus confirmari potest: Est tantum haec una possibiltas)

Infelices homines propter invidiam malevoli esse possunt.

Viri magis quam feminae superpondio afficiuntur ⇾ id est hereditas nostra ex aetate paleolithica accepta. Nam viris motio magis necessaria est, ut salvi atque incolumes conserventur. 

Si homines opiniones suas cum aggressivitate, assultibus ad personam pertinentibus emblematibusque agglutinandis defendunt, tantum eo modo ostendunt se verum non dicere posse.

In omni mundo puellae et feminae meliora puncta credita in scholis et studiis habent quam pueri virique. Fieri potest, ut haec hereditas nostra ex aetate paleolithica accepta sit. Nonne pueri virique cum silentio sedere possunt?

Ingenii ac morum pravitates, quas apud alios homines observamus, apud nos ipsos etiam observare possumus.

Maxime ingeniosa ars futura praedicendi ea ad effectum peragendi est.

Qui vult, modum invenit. Qui non vult, rationem invenit.

Ab quoque homine aliquid disceri potest.

Ars musica

Per musicam saltationemque affectiones nostras cum aliis hominibus experimur, ideo sodalitatis experientia amicitiaque oritur. Cantores saltatoresque boni optimam occasioenm amicitiae cum hominibus alii sexus iungendae habent. Etiam animalia ex melodiis sonoribusque fructum capiunt, ut socium attrahant. Multa animalia melodiis utuntur ad societatis experientiam excitandam aut mutuam communicationem incipiendam. Ballaenae delphinique „cantant“ et lupi ululant, multae aves cantant. Avium cantus ad earum modum vivendi pertinet – nam aves multae monogame sunt atque canant, ut socium eligant. Ceterum autem Mary Batten in libro suo, qui „Selectio feminarum naturalis“ dicitur („Natürlich Damenwahl“, dtv Verlag,  http://www.marybatten.com), scribit ordinem primatum ex omnium mammalium ordinum maxime monogamum speciem esse. Lou Andreas-Salomé de eadem re in libro suo, qui „Erotice“ dicitur („Die Erotik“), anno 1910 divulgato, refert. Aves pipiant, ut regionem suam defendant. Tantum hominibus est ingenium sermonis, itaque tantum homines carmina in textu sita componunt. Per musicam ex maioribs nostris animalia socialia exsistebant, magis quam quaeque alia animalium species. Proinde hodie successus, qui „animalium species homo“ dicitur, videri potest.

Psychologiae profestrix Doris Bischof-Köhler (Ludwig-Maximilians-Universität München, http://www.bischof.com) huius cogitandi modi, a feminis praelati, qui praedicativus dicitur, mentionem facit. Nam feminae adiectiva melius invenire, melius comparare, analogias casusque similes melius invenire possunt. Eodem tempore a viris praelatam relaitonem, „studium ludendi“, quam „functionalem“ vocat, commemorat. „In viro vero puer absconditur, qui ludere vult. Heus, mulieres, attamen in lucem proferte puerum in viro absconditum!“  Friedrich Nietzsche, Zarathustra I, De veteribus iuvenibusque mulieribus („Von alten und jungen Weiblein“).

Ex mea sententia, feminae melius respiciunt se deceptas esse, quod magis capaces signorum metacommunicationis legendorum sunt:  gesticulationem, artem mimicam, corporis habitum, vocis tonum. Demum id ad mulieres inteligentes bene attinet. „Sunt plures naivi viri quam naivae feminae.“ (Marie von Ebner-Eschenbach – Feminis corpus callosum crassius est)

Ex libro „De natura aliunde. Psychologia sexus discrimina pertinens“ a profestrice Doris Bischof-Köhler scripto („Von Natur aus anders:  Die Psychologie der Geschlechtsunterschiede“ von Professorin Doris Bischof-Köhler, Ludwig-Maximilians-Universität München, Kohlhammer Verlag Stuttgart, ISBN: 9783170167490

Munus experimentale:  Saepes silvestris 10 metra longa, ex arboribus 1 metrum a se abstantibus, construenda est. Quot arbores opus est? 

Feminae subtiliter modo logico cogitant: 10 metra per 1 metrum divisa aequatur 10, plus una arbor initio aut fine saeptis sata → eventus rectus 11 arbores.

Viri omnino non cogitant, sed ludent. Aut in capite, aut in papyri charta crucem delineant, arborem N. 1 significantem, denique pedetemptim progrediuntur usque ad finem, cruciculas numerant → eventus rectus 11 arbores.


Quelle: Infobrief vom Sonntag, 5. Februar 2023 des Vereins Deutsche Sprache e. V.

Zum Buch Krieg der Gendersterne.

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