Definition:
Die Gendersprache zielt auf einen Sprachgebrauch ab, der alle geschlechtliche Identitäten berücksichtigt und zur Geltung bringt. Ihre Befürworter nutzen die Gendersprache, um politische Gleichheit unter den Geschlechtern herbeizuführen; der Erfolg ist umstritten.
Drehen wir es einfach um: nicht die Frauen erhalten ein Suffix, sondern die Männer; die Rede wäre dann von Ärztern (Männer) und Ärzten (Frauen), anstelle wie bisher von Ärztinnen (Frauen) und Ärzten (Männer).
Ganz ehrlich, ich wollte das Suffix nicht haben, um mich sprachlich zum Ausdruck zu bringen. Das Suffix differenziert vielmehr, als dass es Gleichheit schafft.
Verstehe jetzt mit 3 klärenden Warum-Fragen, dass die Gendersprache scheitern muss:
1. Warum die Gendersprache mehr Gleichheit unter den Geschlechtern verspricht.
Im landläufigen Sprachgebrauch ist beispielsweise eine Bäckerin eine weibliche, ein Bäcker hingegen eine männliche Person. Die Intention des Genderns ist es, jedwede Geschlechtsidentitäten beim Sprechen zu berücksichtigen. So kann anstelle von Schülern (generisches Maskulinum) gezielter von Schülerinnen und Schülern oder, um die geschlechtliche Vielfalt miteinzubeziehen, von SchülerInnen, Schüler*innen, Schüler:innen oder Schüler_innen „gesprochen“ und geschrieben werden.
Die Genderbefürworter glauben, auf diese Weise Sexismen in unserer Gesellschaft und Kultur überwinden zu können: werde von Genderbefürworter*innen oder etwa vom Beruf des/der Astronaut*in gesprochen, berücksichtige das auch nicht-männliche Menschen, während dies bei der Rede vom Astronauten nicht der Fall sei. Die Hoffnung ist, dass bestimmte, durch die Unterlassung der gendergerechten Sprache nur den Männern zugeschriebene Berufe nun auch allen Personen mit anderen Geschlechtsidentitäten zugänglich(er) werden, stünden doch mit der gegenderten Berufsbezeichnung nicht mehr allein die Männer im Fokus. Damit könnten für alle Menschen günstige Bedingungen geschaffen werden, unabhängig von ihrem Geschlecht die gesellschaftlichen Möglichkeiten und Chancen diskriminierungsfrei(er) wahrzunehmen.
Gendergerechtes Sprechen und Schreiben würde so die Karriereaussichten und die Verdienstmöglichkeiten insbesondere nicht-männlicher Menschen positiv beeinflussen. Außerdem könne es einen erheblichen Einfluss auf das Selbstwertgefühl, das Identitätsgefühl und das Gefühl der bedingungslosen Akzeptanz einer Person haben. Mit anderen Worten: Von der Verwendung der gendergerechten Sprache verspricht sich der/die Genderbefürworter*in mehr Gleichheit unter den Geschlechtern auf gesellschaftlicher und politischer Ebene.
2. Warum die gendergerechte Sprache ein Mittel und kein Zweck ist.
Das Mittel zum Zweck des Schreibens ist beispielsweise der Stift. Der Zweck des Schreibens erfüllt wiederum das Bedürfnis, Inhalte zu vermitteln. Das vermag das Mittel, sprich der Stift, nicht wirklich, er ermöglicht (lediglich) das Schreiben. Damit liegt das Mittel zum Zweck des Schreibens im Stift, nicht aber die Wirkung, die vom geschriebenen Inhalt (dem Zweck) ausgeht (wenngleich der Stift den Inhalt ermöglicht hat). Analog ist – zumindest im Glauben der Genderbefürworter*innen – die Verwendung der gendergerechten Sprache das Mittel zum Zweck der gesellschaftlichen Gleichstellung der Geschlechter und der Überwindung des politischen Patriarchats.
Und wie der Stift ein Hilfsmittel für das Schreiben ist, hilft das Gendern seinen Befürworter*innen, die geschlechtsbezogene Sprache so umfänglich wie prägnant zu benutzen, wie es, ihrer Ansicht nach, bei der Rede von Genderbefürwortern nicht möglich sei. Das Gendern ist also ein Mittel, das sich dadurch auszeichnet, die Verwirklichung seines Zwecks zu erleichtern (ganz wie die Verwendung eines Stifts den Zweck des Schreibens). Was aber, so muss zu fragen erlaubt sein, ist also die Wirkung, die vom gesprochenen Inhalt der Gendersprache zum Zweck der geschlechtlichen Gleichstellung aller Menschen ausgeht. Kannst du mit der Gendersprache erreichen, was du mit ihr zu erreichen beabsichtigst? Wenn dem nicht so ist, dann sollte hier der Zweck das Mittel nicht heiligen.
3. Warum der geschlechtsbezogene Sprachgebrauch und die Gendersprache nicht dasselbe sind.
Wenn wir einen Stift zum Schreiben benutzen, dann glauben wir daran, dass wir mit ihm Texte verfassen können. Texte jedoch können unterschiedlich niedergeschrieben werden. Ein Stift eignet sich zum Verfassen eines handschriftlichen Textes, eine Tastatur zum Verfassen eines maschinellen Textes. Es ist also stets zu prüfen, ob das Mittel dem Zweck dienlich ist, ohne dass – und das ist entscheidend – der Zweck dadurch ein anderer wird. Nicht anders verhält es sich bei den Mitteln des geschlechtsbezogenen und des gendergerechten Sprachgebrauchs.
Im landläufigen Sprachgebrauch wird mit Bäcker eine männliche und mit Bäckerin eine weibliche Person bezeichnet; dieser Sprachgebrauch ist also ein geschlechtsbezogener. Unter Voraussetzung dieser Annahme nun glauben die Genderbefürworter*innen, dass die gendergerechte Sprache zweckdienlicher zur Erreichung ihrer Ziele sei – ganz so, wie die Tastatur zum Schreiben eines umfangreichen Werkes geeigneter ist als ein Stift.
Aus ihrer Sicht wird mit dem Gendern als Mittel nicht nur der Geschlechtsbezug, sondern auch die umfangreiche geschlechtliche Vielfalt, die heute gemeinhin propagiert wird, einfach und prägnant abgebildet und kann damit in ihrer Gesamtheit berücksichtigt werden. Gelten der geschlechtsbezogene Sprachgebrauch und die gendergerechte Sprache nun als geeignete Mittel zu dem genannten Zweck, setzt dies den Glauben voraus, dass die grammatikalischen Geschlechter personenbezeichnender Begriffe mit dem biologischen Geschlecht oder der gewählten Geschlechtsidentität zusammenhängen. In der Sprachwissenschaft wird dieser (vermeintliche) Zusammenhang unter der Bezeichnung Genus-Sexus-Prinzip verhandelt.
Fazit zur These, warum die Gendersprache scheitern wird.
Gemeinhin gilt es als Binsenweisheit, dass Probleme an ihrer Wurzel gepackt werden müssen, wenn ihnen tatsächlich der Garaus gemacht werden soll. Die Mittel zu ihrer Bekämpfung dürfen daher nicht selbst ein Teil des Problems sein. Der geschlechtsbezogene Sprachgebrauch sowie die darauf abhebende Gendersprache als Mittel, um geschlechtliche Gleichheit zu schaffen und das Patriarchat zu bekämpfen, ist jedoch selbst sexistisch.
So wird mit den personenbezeichnenden Begriffen prinzipiell ein Zusammenhang zwischen dem grammatischen Genus der Begriffe und dem biologischen Sexus von Personen unterstellt. Die Sprache als solche wird also sexuell begriffen. Das ist der Nährboden struktureller Ismen in unserer Gesellschaft, Politik und Kultur, der in der Verteidigung des Zusammenhangs von Sprache und Welt zur Bekämpfung des selbst heraufbeschworenen Ungemachs blindlings gehegt und gepflegt wird.
Die Diskussion um das Pro und Contra des Genderns halten nun leider viele für überflüssig. Es heißt, dass es wichtigere und drängendere Probleme gebe, mit denen wir uns auseinandersetzen müssten. Der Schlüssel zur Lösung jener Probleme liegt jedoch im Wissen und Verständnis darum, warum die Gendersprache zum Scheitern verurteilt ist. Denn dann verstehst du auch, dass der Versuch, mit der gendergerechten Sprache Gleichheit unter den Geschlechtern herzustellen, nur die Symptombehandlung unserer sexistischen Gesellschaft und Kultur ist. Du solltest aber an die Wurzeln des Sexismus gehen, um ihm den Garaus machen zu können!
Erfahre, wie dieser blinde Fleck ausgeleuchtet werden kann. Habe den Mut, den es braucht, sich den Herausforderungen unserer Zeit tatsächlich zu stellen, anstelle lediglich über sie zu reden – ohne dabei zu bemerken, dass die vorhandenen Probleme damit geradewegs befeuert werden. Lerne die Wurzel des Sexismus kennen. Nur so bist du in der Lage, sie austrocknen zu lassen!
Die Gendersprache ist zum Scheitern verurteilt, weil…
mit ihr das Geschlecht und nicht der Mensch im Fokus steht. Es geht also darum, nicht hilflos strauchelnd geschlechtliche Gleichheit unter Mensch*innen herzustellen, sondern endlich Gleichheit unter Menschen! Andernfalls sehe ich die Gefahr, dass wir vor lauter Kleidern nur noch Leut*innen haben werden, die sich nicht mehr trauen, ohne Kleidung Mensch zu sein.
Oder anders in Analogie zur Redewendung, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen, gesprochen: Unsere Gesellschaft läuft Gefahr, den Sexismus vor lauter Geschlechtern nicht zu sehen!
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